Clara vs. Wetterkarma: 2:2 – Rüsselcross-Duathlon 2017

Wer bei Crossduathlon im November an schlechtes Wetter denkt, liegt grundsätzlich schon mal nicht verkehrt. Wenn da jetzt noch mein im Bekanntenkreis durchaus berüchtigtes Wetterkarma dazukommt, kann es schonmal unangenehm werden.

Das Wetterkarma – eine ganz besondere Freundschaft

Ein kleiner Exkurs.

Mit Claras Wetterkarma verhält es sich dabei so: Wenn ich bei einem Wettkampf antrete, ist schlechtes Wetter recht wahrscheinlich. Es ist statistisch ganz sicher nicht signifikant, aber es fühlt sich verdammt echt an. Einige Kostproben:

  • 24-h-Team-Radrennen in Kelheim, Juli 2009: 14 Grad und 24 h z.T. ergiebiger Dauerregen.
  • Ironman Frankfurt, Juli 2011: Heftiger Regen, 15 Grad, auf der Laufstrecke später noch kälter.
  • Spreewald-Duathlon, Mai 2012: Am Vortag über 25 Grad, dann Unwetter, dann 11-18 Grad.
  • Ironman Frankfurt, Juli 2012: Entgegen aller Prognosen 3 h Dauerregen zu Beginn der Radstrecke.
  • Dreieich-Duathlon, März 2013: Wegen Schneeregen und leichtem Tauwetter auf gefrorenem Untergrund wird das Radfahren gestrichen.
  • Oberpfälzer-Seenland-Triathlon, Juni 2013: 7 Grad am Morgen, heftiger Regen, aus einer Mitteldistanz war ein kurzer Duathlon geworden, danach wurde halb Bayern überflutet. (DNS)
  • Koberstädter Waldmarathon, August 2013: Starker Dauerregen, beim Zieleinlauf sind die Innenbahnen des Stadions überflutet, Frau Schmitt hatte es in einem launigen Text verarbeitet.

Ein erklecklicher Teil meiner DNS, von denen es über die Jahre einige gab, sind auf das Wetter zurückzuführen. In den Folgejahren wurde es zum Glück besser, und nachdem ich nun den Eindruck hatte, dass mein Wetterkarma endlich nachgegeben hatte, dreht sich die Situation wieder. 2017 lief mein Wetterkarma ganz offensichtlich zu neuer Hochform auf. Anfang Juni beim Rhön-Radmarathon war wieder übler Dauerregen, und Ende Juni beim Dreiländergiro in Nauders erlebte ich einen meiner wettertechnisch schlimmsten Events (Dauerregen und 9 Grad am Start, knapp 4 Grad oben auf dem Stelvio). Beim Frankfurt City Triathlon hingegen war das Wetter perfekt, aber das war wohl nur eine vorübergehende Verschnaufpause. Denn pünktlich zum Beginn der Duathlonsaison in Neu-Isenburg vor einer Woche gab es einen Schlechtwettereinbruch (und zwar für genau einen Tag), und dieses Wochenende nun beim Rüsselcross-Duathlon zeichnete sich ein ganz ähnliches Bild ab. 5 Grad und Regen sind nicht das Wetter, das man sich für einen Wettkampf wünscht, auch nicht im November.

Einfach machen

Erstaunlicherweise bescherte mir das Wetter vorab diesmal nicht die schlimmen Motivationsprobleme wie vor einer Woche, wo ich auf den Start verzichtet hatte. Ok, am Freitag jammerte ich noch etwas herum, am Samstagmorgen hingegen zog ich mich einfach warm und regenfest an, schnappte mein Rad und fuhr zum Start, etwa 45 min durch den Regen. Mir war nicht kalt, der Regen ließ sich aushalten, und allzu schmutzig wurde ich auch (noch) nicht. Vor Ort konnte man zum Glück in eine warme Sporthalle, wo es die Startunterlagen gab, dort war auch genügend Platz für alle.

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Auf der Hinfahrt sah alles noch ganz harmlos aus …

Ok, das Einrichten des Wechselplatzes war dann schon eher ungemütlich, zumal sich genau vor meinem Rad eine Pfütze befand, deren Wasser ich nun nicht unbedingt in die Schuhe bekommen wollte. Und aus eigener Dummheit hatte ich vergessen, eine Plastiktüte als Regenschutz einzupacken, so dass ich die Radschuhe etc. nur notdürftig mit einem Handtuch bedecken konnte.

Getreu dem Motto „Irgendwas ist immer“ musste ich noch eine Kleinigkeit am Rad fixen – ein Lenkerendstopfen fehlte – aber beim Veranstalter gab’s Gaffa-Tap, um das abzukleben und die Kampfrichter milde zu stimmen. Und die Startnummer, wo ich ein Loch gleich mal ausgerissen hatte, konnte ich mit Sicherheitsnadeln noch am Startnummernband befestigen.

Dann war es auch nicht mehr weit bis zum Start, nach einem sehr kurzen Einlaufen reihte ich mich in die Aufstellung ein, und schon setzte sich die Meute in Bewegung. Ich ließ es eher gemütlich angehen, zum einen wollte ich ja nur „Just for Fun“ teilnehmen, zum anderen bin ich derzeit eh nicht besonders schnell, und ich wollte nichts überstürzen. Der Lauf startete gleich mit einem Matsch-Slalom, aber rasch hatte sich das Feld auseinander gezogen, so dass man sein Tempo und seine Linie laufen konnte. Die Laufstrecke führte über Waldwege und Beinahe-Trails, die bei trockenem Wetter sicherlich schön zu laufen sind, heute aber ziemlich aufgeweicht und nass waren. Kein Wunder, wenn da mehrere Hundert Duathletenfüße im Regen durchstapfen! Als ich mein Tempo gefunden hatte, konnte ich auch noch einige Mitstreiter überholen, und nach 2 Runden und 5 km und knapp 25 min war der erste Teil des Duathlons vorbei. Bis hierher war das Wetter nicht wirklich ein Problem gewesen.

Im Schlammschatten

Durchaus anders stellte sich das nun auf dem Rad dar. Der Wechsel von den nun schlammigen Laufschuhen in die angeweichten Radschuhe dauerte, verlief aber problemlos, ab jetzt war aber Dreck zu erwarten. Viel Dreck.

Und die „Hoffnung“ sollte nicht enttäuscht werden. Sofort nach dem Abbiegen in den Wald sah man, was Regen und Fahrräder mit einem unbefestigten Waldweg anrichten können. Zum Glück fuhren die neuen Crossreifen fast wie auf Schienen durch den Schlamm, aber das Gewühle kostete natürlich Kraft. Und da ich anfangs noch jemanden direkt vor mir hatte, bekam ich auch gleich von Beginn an einen ordentliche Portion Dreck von vorn ab. Ernsthaft im (hier erlaubten) Windschatten (oder eher Wasserschatten?) wollte ich heute nicht fahren, aber ab und zu ließ es sich natürlich nicht vermeiden, mit gutem Waldwegschlamm vollgespritzt zu werden.

Es waren 2 Runden zu fahren, zusammen gerade mal 18 km, aber die zogen sich ganz schön. In den wechselnden Qualitäten von Schlamm, Dreck, Sand und Schotter gab es kein gutes Vorankommen, jedenfalls für mich. Traktionsprobleme hatte ich keine, dafür raubte der Untergrund ganz schön Energie, und das ohne nennenswerte Höhenmeter. Mit einem Schnitt von gerade mal knapp 24 km/h(!) kam ich nach 45 min wieder in die Wechselzone zurück, inzwischen funktionierte die Schaltung nur noch so ungefähr, und die Bremsfunktion hatte erschreckenderweise massiv nachgelassen. Gerade noch rechtzeitig kam ich zum Stehen und schob mein Rad zum Wechselplatz. Nachdem ich die patschnassen Handschuhen endlich hatte ausziehen können und mit klammen Fingern und nassen Socken die Schuhe gewechselt hatte, startete ich zur abschließenden Laufrunde über 2,5 km.

Die Füße kalt, die Schuhe durchweicht, die Beine steif, alles nass … man kann sich schönere Laufbedingungen vorstellen. Aber es half ja nichts, ich hatte es so gewollt 🙂 Nach ein paar Hundert Metern fühlte sich das Laufen nicht mehr völlig eckig an, und es gelang mir sogar, nochmal etwas Tempo aufzunehmen, um die Frau einzuholen, die mir am Ende der 2. Radrunde enteilt war. So lag die Pace beim 2. Split (4:54 min/km) fast gleichauf mit dem 1. (4:50 min/km). Nach etwa 12 min und insgesamt 1:26:28 h erreichte ich ziemlich erschöpft die Ziellinie.

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Neue Garmin in nass

Schnell wieder nach Hause

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Eierkopf, gesprenkelt

Danach hielt ich mich nicht mehr allzu lang vor Ort auf. Ein bisschen spülte ich das Gesicht ab, Hände waschen half nur bedingt (weil immer wieder Wasser aus den Ärmeln und der Jacke nachlief), zog mich wieder für die Heimfahrt um (noch eine 2. Regenjacke und warme Neopren-Überschuhe, immerhin, der Rest war jetzt halt nass und dreckig) und spülte mein Rad mit dem Wasserschlauch grob ab, den es dankbarerweise gab. Ich wollte nicht völlig durchnässt auskühlen, und duschen wäre auch sinnlos gewesen, weil ich danach wieder heimradeln wollte. Die Ergebnisliste und Siegerehrung wartete ich nicht mehr ab (hätte ich aber vielleicht machen sollen, s.u.), stattdessen gab’s noch ein bisschen Regen-Nachschlag auf dem Rad für die etwa 18 km nach Hause. Wiederum aber deutlich weniger dreckig als während des Duathlons. Zu Hause hatten die Autos alle schon Licht an – schlimm, wenn es gegen 16 Uhr schon dämmert (und sei es nur wegen des trüben Wetters …)!

Daheim angekommen brauchte ich dann einige Zeit, um alle Beteiligten abzuspülen und sauber zu bekommen (Kleidung, Schuhe, Rad und mich selbst). Wie ich von einem Bekannten erfuhr, hätte ich vielleicht doch warten sollen, ich hatte die Altersklasse W40 gewonnen 😉

Fazit: Von 4 Wettkämpfen mit miserablem Wetter bin ich bei 2 gestartet, damit hat 2x das Wetterkarma gewonnen und 2x ich. Gleichstand 😉

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