Intensive Emotionen und phantastischer Support – Ironman Frankfurt 2018

Liebe Besucher in meiner kleinen sportlichen Ecke des Internetz, hier mein Bericht zum Ironman Frankfurt 2018.

Die „Vorbereitung“

Nach einem Jahr Langdistanz-Pause hatte sich im Sommer 2017 wieder Motivation breit gemacht, und da wir im Verein gleich 3 Triathleten hatten, die an einen Start dachten, empfand ich das als eine schöne und motivierende Gelegenheit, nach zuletzt 2014 wieder beim Heimrennen in Frankfurt zu starten. Aber wie das Leben so spielt, hatte das mit der Motivation über die Zeit bei mir – nun schon zum 3. Mal – so seine Tücken. Dazu kam, dass ich im April dieses Jahres einen neuen Job begann, insbesondere aber zog es mir völlig den Boden unter den Füßen weg, als im März unerwartet mein Vater starb. Da war gezieltes Training dann ziemlich unwichtig. Mehrmals war ich auch noch krank, in Summe fehlte dann einfach eine Menge (v.a. seriöse) Vorbereitung. Auch wenn ich weiß, dass Lebenskilometer bei einem Ironman nur sehr bedingt helfen, hoffte ich, diese Ausfälle durch Erfahrung zumindest zum Teil wettmachen zu können. Immerhin war Frankfurt 2018 mein mittlerweile 9. Start auf der langen Strecke.Eine Zielzeit hatte ich nach der Vorbereitung nicht, eigentlich wollte ich nur mit einem Lächeln über die Ziellinie laufen und den Tag (im Rahmen der Möglichkeiten) genießen.

Trotzdem aufgeregt

Obwohl ich zuletzt nicht allzu fokussiert gewesen war, setzte einige Tage vor dem Rennen dann doch eine positive Aufregung ein. Frankfurt ist Heimrennen, wir waren etliche Starter und Helfer vom Verein, aus meiner Stadt usw., und so war ich an den Tagen vor dem großen Rennen nie allein. Am Sonntagmorgen – ich hatte so gut wie noch vor keiner Langdistanz geschlafen – fuhr ich gegen 4 Uhr zusammen mit einem Vereinskollegen zum See, 5 Uhr öffnete die Wechselzone, und mit der inzwischen vorhandenen Routine konnte ich die letzten Handgriffe vor dem Start absolvieren (wenn auch erst die 3. Luftpumpe funktionierte). Es war toll, schon hier so viele bekannte Gesichter zu sehen – Starter, Helfer, Kampfrichter usw.

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Nach einem kurzen Einschwimmen stellte ich mich ans Ende des Startbereichs für 1:10 h bis 1:20 h Schwimmzeit, und da stieß eine Bekannte zu mir, die zum ersten Mal startete. Wir unterhielten uns noch etwas – durch den Rolling Start waren einige Minuten Zeit – und ich konnte ihr etwas von ihrer Nervosität nehmen. Das Schwimmen selbst war dann angenehm unspektakulär, zu Beginn noch etwas dicht, aber rasch entzerrt. Nur die Abschnitte gegen die Sonne waren nicht ohne, weil man nur sehr ungefähr ahnte, in welche Richtung man schwimmen sollte. Der Landgang nach 1,5 km war nach fast genau 30 min erledigt, und die 2,3 km in der 2. Runde konnte ich ebenfalls gut abspulen, nach der letzten Wendeboje konnte ich für die letzten 800 m auch noch ein bisschen die Intensität hochfahren. Nach 1:19 h kletterte ich aus den Fluten des Waldsees, das war ziemlich genau die gleiche Zeit wie einige Wochen zuvor beim IM Swim Day und angesichts meiner sehr wenigen Schwimmkilometer dieses Jahr eine Zeit, die für mich völlig in Ordnung ging.

Auf dem Rad gelitten

Es folgte die längste T1-Wechselzeit meines Lebens (ca. 10 min), aber im Dixie lief es und lief es und lief es. 😉Und ich wollte mir keinen Stress machen und zog mich in Ruhe für das Radfahren um. Nach Schwimmausstieg und kurz vor dem Aufsteigen auf’s Rad gab es wieder Anfeuerungen von Freunden und Bekannten (so viele!!), jetzt kam der lange Teil des Ironman. Statt der „üblichen“ 180 km war die Strecke wegen Änderungen und Baustellen dieses Jahr 185 km lang, und ich mochte die Änderungen nicht besonders. Mehr Höhenmeter, viel Wind, es rollte einfach nicht. Obwohl ich (zum allerersten Mal bei einem Triathlon) versuchte, kontrolliert nach Leistung zu fahren, wurde das Radfahren bereits ab km 60 anstrengend, das darf auf der Langdistanz nicht passieren. Und das bei einem Puls, der deutlich unter dem lag, den ich früher immer im Rennen gefahren war. Aber – dessen war ich mir bewusst – ich hatte in den 3 Monaten seit Mallorca nicht genug und nicht strukturiert und zu wenig auf dem Triathlonrad trainiert, v.a. fehlten die langen Kanten.So kam es, dass ich ausgerechnet bei meiner eigentlichen Paradedisziplin Radfahren litt. Dieses Mal machte es keinen Spaß. Als ich nach der ersten Radrunde wieder nach Frankfurt kam, hatte ich keine große Lust, mir noch einmal die ganze Arbeit im Wind anzutun, aber aufgeben wollte ich natürlich auch nicht. Die zweite Radrunde war denn mehr Qual, die Leistung ließ nach, die Laune auch, zum Glück konnte ich das überwiegend mit mir selbst ausmachen, man war doch über weite Teile der Strecke mit sich und wenigen Athleten allein (jedenfalls in meiner Leistungsklasse). Immerhin ging das Verpflegungskonzept diesmal geradezu mustergültig auf, so dass ich ohne jegliche Probleme mit Magen, Energie und Hydrierung fahren konnte. Achja, die Fußsohlen taten weh. Ganz schrecklich, und das fast 2 h lang. Das hatte ich beim 1. Ironman und auch beim Ötztaler, und es war echt unangenehm … Und die Augen taten ganz schön weh, möglicherweise vom Fahrtwind, der durch das Visier des Helms strömte.Nach 6:08 h hatte ich das Radfahren über 185 km dann endlich hinter mich gebracht und war sehr froh, runter vom Rad zu kommen. Die ersten Schritte in der Wechselzone waren noch sehr schief, gottseidank war es nicht zu den Rückenschmerzen gekommen, die mich erst kürzlich mehrere Wochen außer Gefecht gesetzt hatten.

Genusslauf mit unglaublichem Support

Was nun folgte, hatte ich vorher nicht so erwartet. Nach einem wiederum sehr entspannten (und langsamen) Wechsel (6 min) startete ich das Laufen, und ich fühlte mich wie neu gestartet. Keine Schmerzen, alles locker und fast schon leicht. Ich gab mir Mühe, in einer höchst konservativen Pace zu laufen – auch hier hatte ich ja nicht genug trainiert, und ich wusste nicht, ob ich mein normales GA1-Tempo würde auf 42 km laufen können. Als Ziel hatte ich mir das Motto eines Lauffreundes vorgenommen: „6er Schnitt geht immer“, und so versuchte ich, mit ca. 6 min/km unterwegs zu sein. Das funktionierte hervorragend, und auch ziemlich lange.Jetzt muss ich aber einen Exkurs zum schier unglaublichen Support machen. Noch nie in all meinen Triathlons habe ich solch ein Ausmaß an Support auf der Laufstrecke erlebt. Hier machte sich sehr deutlich bemerkbar, was man an einem Heimrennen hat. Es waren so viele Freunde, Kollegen, Bekannte usw. an der Strecke, die mich kannten und die mich angefeuert haben. Besonderes Highlight war natürlich das Zelt mit unseren „Fans“ vom Verein, die mächtig Stimmung und gute Laune verbreiteten. Aber auch sonst, alle paar Hundert Meter traf ich auf bekannte Gesichter, es war so phantastisch, dass ich gar nicht zum Ausdruck bringen kann, wie dankbar ich dafür bin. Das war der klare Höhepunkt des ganzen Rennens für mich!!! In der 3. Laufrunde hielt ich sogar an unserem Zelt an, einfach um die Stimmung zu genießen und mich bei den Vereinskollegen zu bedanken. Sie konnten gar nicht verstehen, dass ich nicht weiterlaufen wollte, aber die Laufzeit war mir ja gar nicht wichtig. EIN RIESENGROSSES DANKESCHÖN AN ALLE DA DRAUSSEN!

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Nach 3 Runden (also etwa 30 km) setzte dann aber so langsam die Erschöpfung ein, und ich gönnte mir v.a. an den Aid Stations einige Gehpausen. Auch machte mein rechtes Knie dicht, was schon in den letzten Jahren immer wieder etwas Ärger gemacht hatte. Aber etwa 10 km vor dem Ziel war es ja nun wirklich nicht mehr weit, die schaffte ich auch noch … Kurz vor Schluss, so etwa 1 km vor dem Ziel, lief ich auf einen Freund auf, der mich inständig bat, doch bei ihm zu bleiben, ihm ging es inzwischen ziemlich schlecht, und er hatte Kreislaufprobleme. Zusammen gingen wir den letzten km, und am Abzweig hoch zum Römer liefen wir dann wieder, zusammen trug uns die grandiose Stimmung gemeinsam hoch ins Ziel!

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4:28 h hatte der Marathon gedauert, 12:12:59 h schließlich der gesamte Ironman (offizielle Zeit, die Garmin weicht um ein paar Sekunden ab). Ja, ich war schonmal deutlich schneller, aber auch viel besser trainiert, dafür hatte ich dieses Mal ein sehr versöhnliches und schönes Erlebnis und konnte doch viel genießen. Und wie gesagt: Die Zeit war mir nicht wichtig.

Intensiv und emotional

Aus einem besonderen Grund war der Ironman Frankfurt 2018 für mich ein besonders intensives und emotionales Erlebnis. Im Andenken an meinen Vater fuhr und lief ich mit schwarzer Trauerbinde am Arm. Und wann immer ich mir das vergegenwärtigte, ging mir dies sehr zu Herzen. Mehr als einmal an diesem Tag kamen mir die Tränen. An der Laufstrecke standen verschiedene Motivationsschilder, die die Ironman-Orga aufgestellt hatte, mehr oder weniger launig. Auf einem war zu lesen „If you want to cry, do it now.“ Und dem konnte ich nicht widerstehen … Ich vermisse meinen Vater sehr. Bei meinem ersten Ironman im Jahr 2011 hatten meine Eltern den weiten Weg nach Frankfurt auf sich genommen und mich angefeuert, und das Rennen hatte sie nachhaltig beeindruckt.

Und jetzt?

Nach 9 Langdistanzen ist erstmal Schluss, ich mag nicht mehr so viel Zeit und Leben investieren. So toll das Erlebnis Langdistanz und so intensiv das Erlebnis eines Zieleinlaufs ist. Für dieses Jahr hab ich noch ein paar „kleinere“ Sachen vor, und nächstes Jahr schau ich mal auf Just-for-Fun-Events bis maximal MD…Aber 9 Langdistanzen auf dem Konto zu haben, ist schon ein tolles Gefühl!

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2 Antworten auf „Intensive Emotionen und phantastischer Support – Ironman Frankfurt 2018

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  1. Hallo Clara, erst jetzt bin ich – auf dem Wege über das RR-News-Forum – auf deinem Blog gelandet und habe die Stationen deiner Rad- und Triathlon-„karriere“ nachgelesen. Spannend und wirklich emotional! Da kommt viel rüber!
    Die Fotos sind schon beeindruckend, aber deine Schilderungen natürlich noch mehr. Was du über den IRONMAN Frankfurt schreibst, ist in der Tat stark emotional geladen (nicht zuletzt wegen deines Vaters!) … ich kann das alles sehr gut nachvollziehen, treiebn mich doch auch immer wieder Emotionen zum Sport.
    Kompliment also zu deinem Blog, bei dem ich gerne mehr lesen möchte!
    LG Peter

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